FLENSBURG. In der Alten Post ist kein Zimmer wie das andere. Dafür hat schon das Gebäude selbst gesorgt. Beim Umbau der alten Post aus dem Jahr 1871 zum Hotel mussten die Bauherren deswegen sich auf jedes Zimmer individuell einstellen und beispielsweise für die Gardinen jedes Fenster einzeln ausmessen.
Nach dem Umbau verbindet sie nun vor allem das Design. Die dänische Designerin Helle Flou setzt dabei auf viel Holz – das Parkett verlängert sich an die Wand hinter dem Bett – und ansonsten auf dezente Töne. Das „skandinavisches Wohnerlebnis zu entspannten Preisen“, mit dem die Verantwortlichen der „Alten Post“ werben, lebt von dem Design der Dänin. Wer durch die eher dunklen Gänge des alten Gebäudes geht, wird von den hellen Zimmern mit teilweise großen Fenstern besonders überrascht sein. Und von vier Zimmern umso mehr.
Denn in diesen vier Zimmern haben andere Designer gearbeitet. Eines dieser „Themenzimmer“ beginnt bereits vor der Zimmertür. Teile von alten Containern verbergen den Zugang, dahinter aber ist es wieder hell und freundlich. An den Wänden hängen kleine Vitrinen mit Teilen, die die Designer vom Schrott geholt haben, zimmerhohe Bilder auf Glas zeigen ebenfalls Schrottberge. Das eine grenzt die Toilette ab, das andere das Waschbecken vom Rest des Zimmers. Gestaltet hat das Ganze ein Designer für die Firma Nord-Schrott aus Flensburg. Die drei weiteren Zimmer wurden von der Flensburger Brauerei, dem Erotik-Versender Orion und dem örtlichen Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt gemeinsam mit dem Zeitungsverlag SHZ gestaltet.
So können die Gäste nun in dem einen Zimmer vor 800 an der Wand gestapelten Bierflaschen nächtigen. In dem anderen hängt an der Decke das Sternenbild des Orion und an der Wand neben dem Fernseher die Geschichte des Vibrators – mit Exponaten in der Vitrine. Beides kann auch hinter einer großen Schiebetür versteckt werden, auf der wiederum ein Gemälde das Thema des Erotik-Versenders aufnimmt und die sich über die ganze Wand erstreckt. Handball-Fans schließlich bekommen im Themenzimmer des aktuellen Champions-League-Siegers als Dekoration jede Menge Zeitungartikel über die SG Flensburg-Handewitt zu lesen und dazu aktuelle Informationen in einer Gratis-Ausgabe der Fachzeitschrift Handballwoche. „Die Unternehmen haben ein Belegungs-Vorrecht und können bis zu vier Wochen vorher die Zimmer abrufen. Ansonsten verkaufen wir sie“, erklärt Markus Schiller.
Der Direktor des Strandhotels Glücksburg ist auch für das Hotel Alte Post in Flensburg zuständig und stolz darauf, dass das neue Haus am Rand der Innenstadt unweit der Hafenspitze das erste neue Hotel in der Stadt seit Jahren ist. Schließlich wurden viele neue Bauten in den vergangenen Jahren heiß diskutiert, geplant und wieder verworfen. Der Umbau des alten Postgebäudes hingegen verlief größtenteils reibungslos – mit den Problemen, die ein Altbau so mit sich bringe, so Schiller. Der Bedarf an Betten in Flensburg sei da. Sein Haus richte sich gerade auch an skandinavische Gäste. Im Marketing und am Empfang werde Dänisch gesprochen und so sind auch die Mitarbeiter auf die Gäste aus dem Norden eingestellt. Schiller erwartet zudem eine gute Zusammenarbeit mit dem Strandhotel. Schließlich seien beispielsweise bei größeren Festen, die 46 Zimmer in Glücksburg schnell belegt. Vom Stil her seien beide Häuser ähnlich. „Auch das Strandhotel ist skandinavisch leger, nicht so wie einige andere Häuser in Glücksburg, wo es etwas steifer ist“, erklärt der Direktor.
Die Alte Post will aber auch Tagungsgästen ansprechen. Ein teilbarer Tagungsraum bietet Platz für 100 Personen und bis zum Frühjahr sollen noch zwei kleinere Räume dazu kommen. Auch weitere Hotelzimmer inklusive einem weiteren Themenzimmer werden nach dem Ende des Mietvertrags für eine Arztpraxis im Haus noch geplant.
Neben dem Allgemeinmediziner im Haus und einer Bankfiliale in der Ecke zum Zentralen Omnibusbahnhof der Stadt gibt es noch eine weitere Besonderheit. Im ersten Stock befindet sich noch das vom Hotel unabhängige asiatische Restaurant „Wok in“. Es hat zwar einen eigenen Eingang, die Räumlichkeiten sind aber zur Hotellobby hin offen. Im Namen des eigenen Restaurants des Hotels findet sich die Tradition des Hauses wieder, es heißt „1871 – Grill & Buns“. Hier brät der ehemalige zweite Mann in der Küche des Strandhotels, Phillip Sönnichsen, für die Gäste Steaks und Burger. Ein eigener Eingang an der Seite des Gebäudes lädt auch die Laufkundschaft zum Schlemmen ein.
Insgesamt habe der Umbau des Hauses zum Hotel 5,7 Mio. gekostet, zu dem auch die öffentliche Hand mit knapp 800.000 Euro beigetragen hat, so Schiller. „Wir haben lange über den Namen nachgedacht.“ Zunächst sollte es auf keinen Fall die Alte Post werden, zum Schluss seien sie wieder da gelandet. „Das ist auch ein Thema, mit dem man arbeiten kann“, sagt er. In der Stadt selbst werde das Gebäude mit der alten Post assoziiert, also sei es auch in gewisser Weise folgerichtig, dass das Hotel mit dem modernen skandinavischen Design nun genau diesen Namen trägt.